Mittwoch, 23. November 2022, 8:30 - 17:30 Uhr
Online via Zoom

Fachtag: Antisemitismuskritik in Bildung und Beratung

Herausforderungen, Entwicklungen, Perspektiven

Aufgrund einer geringen Anmeldezahl von 47 Personen, von denen viele nicht aus Wiesbaden kommen, haben wir uns dazu entschieden, den Fachtag digital auszurichten.

Uns wurde verschiedentlich signalisiert, dass die aktuelle Corona-Situation sowie die damit zusammenhängende Arbeitsbelastung eine ganztägige Teilnahme in präsent erschwert. Wir möchten mit der digitalen Durchführung noch mehr Menschen eine Teilnahme ermöglichen und eine Verhältnismäßigkeit der Kosten und des Aufwandes für die Referent*innen mit weiter Anreise wahren.


Antisemitismus ist ein Grundrauschen in unserer Gesellschaft, das mal lauter, mal leiser, jedoch immer da ist. Er wandelt seine Erscheinungsformen und funktioniert dabei als eine flexible und immer abrufbare Ideologie. In der Corona-Krise verbreiteten sich insbesondere antisemitische Verschwörungsmythen und Geschichtsrelativierungen rasant. Diese und andere antisemitische Erscheinungsformen finden in vielen Bereichen der Gesellschaft Anschluss, auch in pädagogischen Kontexten.

Fachkräfte stehen vor der Herausforderung, Antisemitismus zu erkennen, ihm entgegenzuwirken und jüdische Adressat*innen zu schützen und zu unterstützen. Mit dem Fachtag möchten wir Fachkräfte aus der Sozialen Arbeit, Bildungsarbeit und Interessierte aus der Zivilgesellschaft einladen, sich mit aktuellen Erkenntnissen der Antisemitismusforschung und der antisemitismuskritischen Bildungs- und Beratungsarbeit auseinanderzusetzen.

Der Fachtag wird von einem Vortrag zu Antisemitismus im Internet und den digitalen Echos der Vergangenheit eingeführt. Dem Vortrag schließen sich zwei aufeinanderfolgende Gesprächsrunden und eine Workshopphase an.
Das erste Panel richtet den Blick auf den Umgang mit Antisemitismus in jugendlichen Lebenswelten. Die zweite Gesprächsrunde beschäftigt sich mit Strategien, Handlungsmöglichkeiten und Grenzen der Bildungs- und Beratungsarbeit gegen Antisemitismus. Die abschließende Workshopphase bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Themen des Tages zu vertiefen.

Programm

08:30 Uhr Einlass

9:00 – 9:15  Uhr Begrüßung

Christoph Manjura, Dezernent für Soziales, Bildung, Wohnen und Integration

9:15 – 9:45  Uhr Thematische Einführung

Spiegelbild, Kompetenzzentrum und OFEK

9:45 – 10:30 Uhr Keynote

Antisemitismus im Internet 2.0 als kultureller Gefühlswert: das digitale Echo der Vergangenheit

  • Prof.’in Dr. Dr. h.c. Monika Schwarz-Friesel, Leiterin des Fachgebietes Allgemeine Linguistik der TU Berlin (digital zugeschaltet)

10:30 – 10:45 Uhr Pause

10:45 – 12:15 Uhr Panel 1

Bestandsaufnahme des Umgangs mit Antisemitismus in jugendlichen Lebenswelten

  • Prof.’in Dr. Julia Bernstein, Professorin für Diskriminierung und Inklusion, Frankfurt University of Applied Sciences
  • Prof.’in Dr. Friederike Lorenz-Sinai, Professorin für Methoden der Sozialen Arbeit und Sozialarbeitsforschung, Fachhochschule Potsdam / Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment
  • Sybille Hoffmann, Fachreferentin Antisemitismus und Rassismus, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden Württemberg

Moderation: Dr. Burglinde Hagert, Bildungsreferentin, Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment (in Trägerschaft der ZWST),  Berlin

12:15 – 13:15 Uhr Mittagspause

13:15- 14:45 Uhr Panel 2

Befunde, Herausforderungen und Qualitätsmerkmale antisemitismuskritischer Bildung und Beratung bei Antisemitismus in Institutionen

  • Michal Schwartze, Gymnasiallehrerin (Geschichte und PoWi), freie Bildungsreferentin, Frankfurt am Main
  • Deborah Krieg, Bildungsreferentin, Bildungsstätte Anne Frank, Frankfurt am Main
  • Marina Chernivsky, Leiterin des Kompetenzzentrums für Prävention und Empowerment und Geschäftsführerin OFEK e.V., Berlin

Moderation: Christa Kaletsch, Bildungsreferentin, Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V., Berlin

14:45 – 15:00 Uhr Pause

15:00 – 16:30 Uhr Vertiefende Workshops

17:00 – 17:30 Uhr Abschließende Statementrunde

Workshops

OFEK Hessen:
Opferschutz und Umgang mit antisemitischen Vorfällen in Bildungskontexten
Irina Ginsburg und Verred Grünberg
Antisemitismus wird häufig als ein (überwundenes) Phänomen der Vergangenheit eingeordnet.  Antisemitismus geschieht hier und heute und zeigt sich in ganz unterschiedlichen Formen und Ausmaßen. Studien zufolge stellt Antisemitismus für viele Jüdinnen:Juden eine reale Bedrohung und antizipierte Gewalterfahrung dar. Im Workshop geht es darum, Antisemitismus in seiner Wirkung auf Betroffene zu beleuchten und seine institutionelle Manifestation aufzuzeigen. Auf Basis von Fallbeispielen können diese Fragen diskutiert und Handlungsstrategien ausgelotet werden.

Spiegelbild – Politische Bildung aus Wiesbaden:
Antisemitismuskritische Bildungsarbeit
Paola Widmaier und Thure Alting
Der Workshop adressiert Fachkräfte und Ehrenamtliche aus dem Handlungsfeld Schule und Jugendarbeit. Die Teilnehmenden erhalten Einblicke in antisemitismuskritische Bildungsarbeit und gewinnen mehr  Sicherheit im Umgang mit Antisemitismus in pädagogischen Kontexten. Ferner soll der Workshop einen fachlichen Austausch ermöglichen, wie man als Pädagog:in der zentralen Verantwortung gerecht wird, antisemitismuskritisch zu handeln und jüdische Adressat:innen zu schützen und zu unterstützen.

Sara-Nussbaum-Zentrum für Jüdisches Leben Kassel:
„Morgen wird besser“
Elena Padva und Felix Werthschulte
Seit seiner Eröffnung im Jahr 2015 stellt das Sara Nussbaum Zentrum für Jüdisches Leben einen besonderen Ort für zivilgesellschaftliches Engagement dar. Gegründet von der Kasseler Unternehmerin Ilana Katz, ist das Zentrum als weltliche Bildungs- und Begegnungsstätte in dieser Form einzigartig in Deutschland. Im Workshop werden Schwerpunkte des SNZ schlaglichtartig thematisiert. Zudem werden Fragen zur aktuellen Arbeit diskutiert, die gerade im Zuge laufender Debatten rund um Antisemitismus an Schärfe gewonnen haben.

Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik:
Alles andere als abstrakt – Anregungen zu einer Auseinandersetzung mit Antisemitismus in Bildungsprozessen der pluralen Gesellschaft in Deutschland
Christa Kaletsch und Manuel Glittenberg
Wenn Antisemitismus in Bildungsprozessen thematisiert wird, besteht häufig die Gefahr, dass diese Auseinandersetzung sehr abstrakt und ohne Wahrnehmung der konkreten Wirkungen geschieht. Sie findet vielerorts in einer Rahmung statt, die jüdische Perspektiven nicht selbstverständlich mitdenkt. Der Workshop will für die daraus resultierenden Folgen für die von Antisemitismus Betroffenen sensibilisieren und Wege aufzeigen, wie in einer gleichermaßen antisemitismus- wie rassismuskritischen Art und Weise Angebote der politischen Bildung entwickelt werden können, die alle jugendlichen Teilnehmenden in schulischen und außerschulischen Angeboten der pluralen Gesellschaft in Deutschland gleichermaßen adressieren.

 

OFEK e. V. und Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment:
Qualitätssicherung der Bildung und Beratung bei Antisemitismus
Marina Chernivsky
Der Ansatz der antisemitismuskritischen Bildung und Beratung bietet neue Denkrichtungen und methodische Grundsätze. Grundlegend für beide Felder ist die Ausformulierung von Qualitätsmerkmalen. Einerseits überschneiden diese sich in einigen Merkmalen wie zum Beispiel einer kontinuierlichen, qualifizierten und strukturell verankerten Arbeitsweise. Andererseits gibt es auch Unterschiede im
jeweils spezifischen Feld der Beratung und der Bildung zu Antisemitismus. Um die existierenden Zugangsbarrieren von Beratungssuchenden insbesondere zur Beratung aufbrechen zu können, arbeitet OFEK e.V. zusätzlich zu den klassischen Grundsätzen der Betroffenenberatung mit antisemitismuskritischen Standards. In unserem Workshop werden Grundsätze der Antisemitismuskritik vorgestelltund Qualitätsmerkmale für die Beratung vertiefend diskutiert, sodass sie auch in anderen Beratungs- und Bildungskontexten angewendet werden können.

Bildungsstätte Anne Frank:
Das Lernlabor „Anne Frank. Morgen mehr“
Deborah Krieg
In der pädagogischen Arbeit zu Antisemitismus und Rassismus sind wir immer wieder herausgefordert zu
entscheiden, in welcher Form und in welchem Ausmaß wir diskriminierende Inhalte reproduzieren um sie besprechbar zu machen und dekonstruieren zu können. Im Workshop werden die Suchbewegungen im Spannungsfeld zwischen Reproduktion und De-Thematisierung – auch – anhand des Lernlabors „Anne Frank Morgen mehr“ diskutiert.

Anmeldung

Bitte bis zum Montag, 21.11.2022, 12.00 Uhr mit Angabe des Namens, der Institution und des Workshops an:
Dezernat.VI@wiesbaden.de Es wird keine Teilnahmegebühr erhoben. Die Teilnahme an den Workshops ist nicht verpflichtend.

Nach Anmeldung werden Sie am 22. November eine Mail mit einem Link zum Zoom-Raum erhalten. Über eine Weiterleitung in Ihren Institutionen sind wir Ihnen dankbar.

Bei Fragen zum Fachtag melden Sie sich gerne bei:
wwa@spiegelbild.de / Hessen@ofek-beratung.de

Der Fachtag ist von der Hessischen Lehrkräfteakademie
akkreditiert.

Der Fachtag wird ausgerichtet von der „Plattform Extremismus“ und organisiert von Spiegelbild – Politische Bildung aus Wiesbaden, OFEK e.V., dem Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment und dem Dezernat für Soziales, Bildung, Wohnen und Integration.